100 Jahre Guthirt: Feiern – und ab in die Zukunft

Die katholische Kirche befindet sich gerade in einer schweren Krise – und just in diesem Moment feierte die Kirche in Guthirt am Samstag das 100-jährige Jubiläum. Das tat der Festfreude direkt keinen Abbruch, prägt aber den Blick in die Zukunft.

Für die Katholiken in Zürich-Wipkingen war die Einsegnung der Kirche 1923 ein einmaliger Freudentag: Endlich war die Kirche ins Dorf gekommen, nachdem die Katholiken im Quartier damals noch keine Heimkirche hatten.

100 Jahre später ist die Kirche Guthirt Schauplatz einer 100-Jahr-Feier. Mit Ehrengästen, Freunden und Zugewandten, dem Bischof, launigen und feierlichen Reden, Glockenläuten, Unterhaltungsprogramm und gar Candle Light-Dinner. So wie es sich eben gehört.

Marcel von Holzen, Pfarrer in Guthirt (Bild) war vom Fest sichtlich angetan. Mitten im Festtrubel richtete sich sein Blick aber auch in die Zukunft.

Marcel von Holzen, wir feiern das 100 Jahr-Jubiläum. Was für eine Funktion kann eine Pfarrei in den kommenden Jahren für die Menschen erfüllen?
Für die Pfarreimitglieder bleibt die Pfarrei ein Ort der Beheimatung und der Begegnung. Das Fernbleiben der jüngeren Generationen verstärkt allerdings den Eindruck der kirchlichen Überalterung. Das zeigt uns, dass gerade jüngere Menschen Kirche gar nicht als Heimat erleben oder erlebt haben. Für uns könnt eine Chance vielleicht darin liegen, dass die Kirche als Kultur-Ort stärker benützt werden kann. Bei uns lädt das kurze Glocken-Läuten für unsere Gottesdienste, wie auch für unsere Bar und andere Events.

Wie spürt Guthirt die Veränderung in der Kirchenlandschaft?
Gewisse Pfarreiangebote und Traditionen existieren noch so lange, wie die treuen Helferinnen und Helfer mitwirken. Danach werden sie früher oder später verschwinden und – im besten Fall – neuen Angeboten Platz machen. Auch wenn wir als Pfarrei immer wieder betonen, dass wir als Begegnungsort für alle Menschen offen sind, kennen viele Quartierbewohnern das Kirchenzentrum nur von aussen. Das ist schade, zeigt aber auch, dass es unzählige andere Orte und Formen der Begegnung gibt.

Haben Sie eine Strategie, dem entgegenzuwirken?
Wir möchten uns den Menschen nicht aufzwingen. Unsere Strategie lautet daher: Das Bestehende pflegen und Neues wagen. Oder, wie unser Motto es ausdrückt: «Fürenand sorge, mitenand fiire»  

Was ist ihr persönlicher Antrieb als Pfarrer?
Unter dem Eindruck, dass sich die Welt immer rasanter dreht und Zukunftsvorhersagen – auch in Bezug auf Kirche – immer komplexer und schwieriger werden, verzichte ich auf eine «heroische» und langfristige Strategie. Mir geht es um Ideen, die sich konkret umsetzen lassen. Flexibilität scheint mir ein wichtiges Gebot der Stunde zu sein, da unsere Gesellschaft so tickt. Im innerkirchlichen Rahmen gibt das Kirchenjahr den Takt vor. Ausserkirchlich lassen wir uns von der Umwelt inspirieren …

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