60 Jahre Verband: Seelsorge und soziale Angebote im Mittelpunkt

Er ist das Betriebssystem hinter der katholischen Kirche der Stadt Zürich: Der Verband der römisch-katholischen Kirchgemeinden. Seit 60 Jahren setzt er in der Stadt Zürich die Kirchensteuern bestmöglich ein. Ein Blick hinter Kulissen zum runden Geburtstag.

Jürg Tribelhorn, die 23 Kirchgemeinden der Stadt Zürich sind seit 60 Jahren in einem Verband zusammengeschlossen. Was ist die Aufgabe dieses Verbandes?

Jürg Tribelhorn: Die Stadt Zürich zieht die Kirchensteuern der hier wohnenden Katholikinnen und Katholiken ein. Sie will diese aber nicht selbst auf die 23 Kirchgemeinden verteilen. Deshalb gibt es den Verband der röm.-kath. Kirchgemeinden, der dies nach einem festgelegten Schlüssel übernimmt. Jede Kirchgemeinde schickt je zwei Personen in die Delegiertenversammlung, wo jeweils jährlich über Budget, Rechnung sowie gemeinnützige Zuwendungen entschieden wird.

Jürg Tribelhorn, Geschäftsführer des Verbandes

Welche Herausforderungen stellen sich aktuell für den Verband?
Die schlechter werdende Akzeptanz der Katholischen Kirche insgesamt, verstärkt durch die Missbrauchsproblematik. Letztes Jahr sind 4 % der Mitglieder in der Stadt Zürich ausgetreten. Und: die Kirchensteuer der juristischen Personen ist politisch umstritten und verliert an Akzeptanz. Wenn diese wegfallen sollte, würde uns die Hälfte des aktuellen Budgets wegbrechen. Zudem fällt es zunehmend schwerer, weiterhin genügend Personen zu finden, die sich in den Kirchenpflegen engagieren.

Wie sieht der Weg in die Zukunft aus?
Wir haben vor rund fünf Jahren zusammen mit dem Dekanat das Reformprojekt «Katholisch Stadt Zürich 2030» lanciert, in dem wir verschiedene Szenarien prüfen, um Geld zu sparen. Eine erste Umsetzung wäre eine gemeinsame Beschaffung aller Büromaterialien, IT-Geräte, Reinigungsmaterial etc. für alle Kirchgemeinden, zusammen mit der katholischen und der reformierten Kirche in Stadt und Kanton Zürich sowie Winterthur. Das Ziel ist, die guten sozialen und seelsorgerlichen Angebote der Pfarreien möglichst zu erhalten. Wir sind überzeugt, dass die katholische Kirche für das Leben der Stadt Zürich nach wie vor eine wichtige gesellschaftliche Säule darstellt.

Anmerkung: Das Interview erschien im „Forum“, dem Pfarrblatt der katholischen Kirche im Kanton Zürich. Das Interview mit Jürg Tribelhorn führte Beatrix Ledergerber.

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