Lebensweg Berufung: «Gott ist ein Gamechanger»

Medea Pathipat (29) erhielt vor kurzem die bischöfliche Beauftragung, als Seelsorgende tätig zu sein. Sie arbeitet mit jungen Erwachsenen in der Pfarrei Herz Jesu Oerlikon. Im Interview erläutert sie, was dies für sie bedeutet und was sie als Seelsorgende in der Arbeit bewegt.

Was Ihr Antrieb, Seelsorgerin zu werden?
Schon als Kind hat mich der Glaube an Jesus Christus fasziniert. Auch Glaubensfragen haben mich bewegt. In der Kirche zu arbeiten, konnte ich mir trotzdem nicht vorstellen. Als ich dann aber für meine mündliche Maturprüfung in Latein die Johannespassion vom Lateinischen ins Deutsche übersetzte, habe ich realisiert, dass das Theologiestudium doch etwas für mich sein könnte.

Was zeichnet die Pfarrei Herz-Jesu Oerlikon aus, in der Sie tätig sind?
Ich fühle mich hier sehr wohl, zumal ich bis zum Alter von zehn Jahren in Zürich-Oerlikon aufgewachsen bin und mir Zürich darum vertraut ist. Die Pfarrei Herz Jesu Oerlikon empfinde ich als lebendig und auch die gute Durchmischung der Generationen hier gefällt mir sehr. Wir sind im Aufbruch, wagen Neues und überlegen gemeinsam, wohin wir mit der Pfarrei gehen wollen.

Was ist eine «Missio»?

Mit Missio canonica ist die Bestimmung des Kirchenrechts (Kanon) gemeint, auf Grund derer jemand die Beauftragung (missio) zur amtlichen Verkündigung des Glaubens im schulischen Religionsunterricht und in der Katechese erhält. Die Missio wird durch den Bischof erteilt und kann auch durch ihn wieder entzogen werden.

Haben Sie eine Vision für Ihre Tätigkeit?
Ich träume davon, dass in unserer Pfarrei immer mehr Menschen – von Jesus Christus berührt und von der Glaubensfreude entzündet – andere Menschen einladen, Gott zu erfahren. Denn Gott ist für mich ein «Gamechanger». Er verändert alles.

Was bedeutet Ihnen die Missio?
Um ehrlich zu sein, habe ich habe mich schon vorher gesendet gefühlt. Das hat mich von Anfang an bei meinem Engagement in der Kirche begleitet. Alle Getauften sind berufen und gesandt, Verantwortung in der Gesellschaft und der Kirche zu übernehmen.  Es ist schön, das mit der Missio ausgedrückte Vertrauen in mich zu erfahren.

Was meinen Sie damit, dass Sie sich vorher schon «gesendet» gefühlt haben?
Ich wusste vorher schon um meine Sendung, mich für das Reich Gottes zu engagieren. Ich war in der Jubla, war Ministrantin, später Blauringleiterin und leitete einige Jahre die ARGE Weltjugendtag. Ich freue mich, meinen Glauben, meine Erfahrung und meine Talente einzubringen in dem, was ich tue.

Möchten Sie einmal Pfarrerin werden?
Ich bin überzeugt, dass ich als Laie einen anderen Zugang zu den Menschen habe. Es ist mir sehr wichtig, dazu beizutragen, dass möglichst alle Getauften und Gefirmten ihre Sendung entdecken und sich mit ihren einzigartigen Stärken in der Kirche einbringen. Sie alle gehören zur Gemeinschaft der Kirche und wenn sie sich nicht einbringen, fehlt allen etwas.

Fühlen Sie sich auch als Frau wohl in der katholischen Kirche?
Ja. Frauen sind unersetzlich in der Kirche. Männer ebenso. Ich fühle mich sehr wertgeschätzt und freue mich, dass ich mich mit meinen Gaben in der Kirche einbringen darf.

Ganz ehrlich: Haben Sie manchmal auch Zweifel?
Wenn ich diese habe, dann versuche ich, sie Gott zu übergeben. Ich bringe sie im Gebet vor Gott. Gott hat mir immer geantwortet, auch wenn noch nicht alle Fragen beantwortet sind. Es ist zentral für mich, Gott immer wieder neu an die erste Stelle meines Lebens zu setzen.

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