«Gebetswerkstatt»: Kommt da was?

In der Stadt Zürich gibt es wohl für alles einen Kurs oder ein Seminar, sei das Anliegen noch so ausgefallen. Aber fürs Beten? Herz Jesu Oerlikon bietet am Mittwoch, 14. Juni, eine sogenannte «Gebetswerkstatt» an. Klingt erst mal sonderbar. Macht aber durchaus Sinn.

Manfred Kulla, «Gebetswerkstatt» – das klingt nach Arbeit, Üben und Fähigkeiten. Muss man beten «können»?
Es besteht kein Zwang beten zu müssen. Beten ist auch keine Profession, für die eine Ausbildung nötig wäre. Trotzdem braucht es ein Einüben. Denn in unserem Alltag ist es nicht üblich, über das Beten zu sprechen, geschweige in der Öffentlichkeit zu beten. Darum ist Beten für viele etwas Exotisches.

Wie erklären Sie mit einfachen Worten was Beten ist – und was eben nicht?
Beten ist ein Sprechen mit Gott. Ich darf im Gebet Gott alles mitteilen. Ich darf für alle positiven Erfahrungen danken. Ich darf Gott meine Wünsche und Träume anvertrauen. Aber ich darf mich auch bei Gott beklagen, mein Leid und meine Not darf ich ihm mitteilen.

Manfred Kulla, Seelsorger Pfarrei Herz-Jesu Oerlikon

Was ist freies Gebet überhaupt?
Ich kann mit Gott sprechen, indem ich ausformulierte Gebete benütze, z.B. die wichtigen Grundgebete, wie das «Vater unser», das «Glaubensbekenntnis oder das «Gegrüsset seist Du Maria». Ich kann aber auch frei beten, d.h. meine Anliegen in meinen eigenen Worten ausdrücken. In unserer katholischen Tradition ist das freie Gebet nicht so stark ausgeprägt, wie in den evangelischen Kirchen. Darum braucht es ein Einüben. Da es kein richtiges oder falsches Beten gibt, benötigen wir nur ein wenig Mut, die eigenen Anliegen einfach auszusprechen.

«Jetzt hilft nur noch beten» – ist das Beten der letzte Zwick an der Geisel, wenn Hopfen und Malz verloren ist?
Beten ist nicht das letzte Mittel, wenn all mein eigenes Tun am Ende ist. Wer Beten als Notnagel versteht, erliegt einem Irrtum. Beten ist ja ein Sprechen mit Gott. Mit einem Freund oder einer Freundin spreche ich in allen Lebenslagen und nicht erst, wenn mein Latein am Ende ist oder Google nicht mehr weiterhelfen kann. Darum darf ich in allen Lebenslagen beten.

Falls jemand nicht kommen kann – wie geht ein Selbstkurs im Beten lernen – Stufe 1?
Diejenigen, die nicht an unserer «Werkstatt» teilnehmen können, brauchen aber nicht verzweifeln. Beten «lernen» beginnt immer mit dem Bedürfnis, mit Gott ins Gespräch kommen zu wollen. Setzen sie sich an einen ruhigen Ort, vielleicht in ihr Zimmer oder auch in eine Kirche. Denken sie darüber nach, worüber sie mit Gott reden möchten. Was ihnen jetzt einfällt, teilen sie Gott in Stille mit oder sprechen sie es in eigenen Worten aus. Fangen sie einfach an. Es klappt bestimmt.

    

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