Kirchliche Sozialarbeit: Falle Alters-Armut

Anfangs März stimmt die Schweiz über zwei AHV-Initiativen ab: die Erhöhung des Rentenalters und eine 13. AHV-Rente. Nicola Siemon ist Sozialarbeiterin in unserer Pfarrei Liebfrauen in Zürich. Sie erlebt, wie Altersarmut entstehen kann.

Kirchliche Sozialarbeit verpflichtet sich dem Subsidiaritätsprinzip. Das heisst, sie wird dann aktiv, wenn keine anderen Stellen zuständig sind und/oder im Falle von Finanzierungen, die staatliche Unterstützung oder Sozialversicherung nicht mehr oder noch nicht greifen.

«So verhält es sich auch, wenn wir in der pfarreilichen Sozialarbeit mit Altersarmut konfrontiert sind», sagt Nicola Siemon. Es geschehe aber seltener als gemeint, da Senioren im Gegensatz zu anderen Klientengruppen – eine grosse Scham empfinden würden, Hilfen von einer Fachstelle entgegenzunehmen.

Grundsätzlich liesse sich feststellen, dass Männer durch ihre volle Berufstätigkeit eine andere Altersrücklage erwirtschaften als Frauen, die durch Mutterschaft und eher Teilzeit ein tieferes Einkommen erreichten. Wenn der männliche Ehepartner stirbt, kann das zu Engpässen führen. «Zum andern meiden Senioren den Ämtergang für Zusatzleistungen oder Hilflosenentschädigungen», ordnet Siemon ein. 

Die Sicherstellung würden dann Fachleute übernehmen, wenn ein Spitaleintritt oder ein Spitexeinsatz nötig wird, wenn von aussen das Malheur ersichtlich wird. Im Austausch mit Pro Senectute wurden dann Ansprüche rasch sichergestellt.

Die erfahrene Sozialarbeiterin weist auf Folgendes hin: «Wir sehen auch Altersverschuldung oder Altersarmut, wenn Fachstellen auf uns zukommen und anfragen, weil Leistungen von Ämtern abgelehnt werden. Genaues Hinschauen ist hier gefragt.»

Ein deutliches Armutsrisiko im Alter sei auch die Auszahlung der Pensionskassengelder für Wohneigentum in mittleren Jahren. Hier treffe man auf betagte Menschen, die nur von der AHV leben, denn die Ergänzungsleistungen berücksichtigen den Vermögensverzehr – dann fehlt Geld für die Zahnbehandlung oder für die Selbstbehalte bei den Gesundheitskosten.

Aber auch Migration könnten ein Armutsfaktor im Alter sein. Es fehlten dann Beitragsjahre für eine volle Rente oder mangelnde Bildung ermöglichte nur einen tiefen Lohn. Steigende Mietpreise und inflationäre Lebensmittelkosten beschränkten die finanzielle Selbstbestimmung auf eine eigene Weise.

«Heute ist es wohl weniger häufig, aber doch muss man hinhören, wenn Senioren angeben, dass sie nur von der AHV leben.» Das sei kaum je existenzsichernd.

    

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