Trauer: «Der Tod und das Leben sind Zwillings-Geschwister»

Im Kirchenjahr gilt der November als ein Monat der Besinnung und des Gedenkens. Leben und Tod rücken bewusster in den Fokus. So macht es auch Sinn, dass Manfred Kulla, Seelsorger in Bruder Klaus (Zürich-Unterstrass) diesen Monat eine Gesprächsgruppe zum Thema «Mit Trauer leben?!» startet.

Manfred Kulla, Themen wie Sterben und Tod verschwinden immer mehr aus dem Alltag. Sind Sie mit Ihren Veranstaltungen der «Party Crasher» der gute Laune-Gesellschaft?
Wir sind nur an der Oberfläche eine gute Laune-Gesellschaft. Sehr viele Menschen leiden darunter, dass wir unsere Trauer und Ängste nicht öffentlich nennen dürfen. Das habe ich in meiner mehrjährigen Erfahrung als Trauerbegleiter erlebt. Unsere Veranstaltungen bieten einen geschützten Rahmen, der eine Thematisierung der Fragen nach Tod und Trauer ermöglicht.

Im Kirchenjahr gilt der November als der Monat der Besinnung und des Totengedenkens. Wie kann dies heute noch praktiziert werden?
Das Kirchenjahr ermöglicht uns die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod, in dem es uns bewährte Rituale anbietet: Gedenkfeiern, den Besuch am Grab und das spezielle Gebet für die Verstorbenen. Das Einzige, was es von erfordert: Dass wir uns dafür auch Zeit nehmen.

Ist denn Trauer für den Mensch etwas Gutes?
Trauer ist etwas Notwendiges. Wir erleben regelmässig Verluste, die ihren Raum benötigen. Trauer gibt uns die Chance, den Verlust zu bearbeiten und einen Weg zu finden, um beispielsweise ohne unseren verstorbenen Partner zu leben.

Ihre Veranstaltung trägt den Namen «Mit Trauer leben?!». Also eine Frage. Gibt es keine Antwort?
Unsere Veranstaltung trägt am Ende des Satzes ein Ausrufezeichen und ein Fragezeichen. Das Fragezeichen gibt dem Gefühl den Raum, im ersten Moment des Verlustes überfordert zu sein. Das Ausrufezeichen macht deutlich, es gibt einen Weg, den Verlust zu bewältigen und dieser Weg ist die bewusst gelebte Trauer.

Welchen Platz würden Sie dem Tod in unserem Leben zuweisen? Der Tod ist das Zwillings-Geschwister vom Leben. Beide gehören zusammen und benötigen ihre notwendige Anerkennung. Dann kann menschliches Leben gelingen.

Infos zur Veranstaltung

Dienstag, 14.11.2023, 15.00 Uhr
Freitag, 17.11.2023, 19.00 Uhr

Auskunft erteilt Manfred Kulla, Diakon, Pfarrei Bruder Klaus, Milchbuckstrasse 73, 8057 Zürich, Tel. 043 244 74 44.

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