Marienmonat Mai: «Hilfsbereit sein für andere»

Der Mai ist im Verständnis der röm.-kath. Kirche der Marienmonat. Was dies in der heutigen Zeit bedeuten kann, erklärt Caroline Giovine (Pastoralassistentin St. Katharina) im Interview.

Maria taucht unterdessen als Ikone als Alltagskulturgut auf. Aber wie können wir heute 2022 Maria verstehen?
Maria ist «Mutter der Kirche». Das ist ein sehr alter Titel, der aber gerade für unsere heutige Zeit eine grosse Bedeutung hat. Viele meinen: Die Kirche, das ist so ein Altmännerclub – Da regieren die Männer. Aber: Maria als Urbild der Kirche ist eine Frau. Und sie zeigt uns, welchen Wert und auch welche Rolle dem Weiblichen in der Kirche zukommt. Wir erleben durch Maria mütterliche Liebe und können sie weitergeben. Wir werden hingabefähig für Menschen und neue Aufgaben, sie macht uns empathisch und hilfsbereit.

Caroline Giovine, Pastoralassistentin

Jesus steht im Zentrum des Glaubens, wie macht es dann Sinn auf Maria «auszuweichen»?
Zu Zeiten der Reformation haben viele Mariologie genau so verstanden – als «Ausweichmöglichkeit», um sich nicht mit einem strafenden Richtergott auseinandersetzen zu müssen. Vielleicht ist das heute noch bei einigen Gläubigen so:  Man möchte sich mit Problemen lieber in die Arme einer sanftmütigen Mutter geben. Das ist jedoch nur so weit heilsam, wie sie als Wegbereiterin zu Jesus verstanden wird. Maria ist immer die Strasse, die zu Jesus führt. Marienfrömmigkeit ist also nie ein Ausweichen, sondern immer eine Hinführung.

War Maria eine moderne Mutter?
Es gibt einen gemeinsamen Nenner, der zeitlos ist und mit dem sich jede Mutter in jedem Kulturkreis identifizieren kann: Die bedingungslose Liebe zu den Kindern, das Begleiten und das Mitleiden bei all ihren Problemen. In diesem Sinne kann man sagen: Maria ist weder altmodisch noch modern, sondern spiegelt eine Liebe, die man in alltäglichen Müttern findet und nach der sich jeder Mensch auf dieser Welt sehnt.

Der Mai ist der Monat der Maiandacht. Wie soll man den begehen?
Im Monat Mai soll sich die Freude am Frühling und der blühenden Blumenpacht mit dem Lobpreis an Maria mischen. Maria ist die erste Blüte der Erlösung und symbolisiert den Frühling des Heils. Alle persönlichen Anliegen können privat und in besonderer Weise in Maiandachten vor Maria gebracht werden. Pius VI. hat dazu festgehalten: Es sei zu erwarten, dass «vom Thron unserer Mutter in Überfülle die Gaben der göttlichen Barmherzigkeit auf uns herabströmen». Gibt es Schöneres zu erwarten?

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