Pfingsten und die Kraft des heiligen Geistes sind eine faszinierende Botschaft. Eine Kraft, die wir mitten im Alltag und unserem Leben erfahren können, meint Uwe Burrichter, Seelsorger in St. Franziskus (Zürich-Wollishofen) und Mitglied der Dekanats-Leitung Zürich-Stadt. Nachfolgend seine Gedanken.
«Vor unserer Kirche steht ein kleiner Magnolienbaum. Vor einigen Wochen hat er plötzlich viele herrliche Blüten getragen. Das Blühen begann ganz unspektakulär. Am Anfang waren nur ein paar unscheinbare Knospen zu sehen. Nach einigen Tagen stand der ganze Baum in voller Blüte.
Ein einziger kurzer Blick auf den Baum verriet nicht, dass sich etwas tut, dass der Prozess des Blühens voll im Gang ist. Man musste schon öfters hinschauen und einige Tage verstreichen lassen, um feststellen zu können, dass sich die Blütenpracht langsam, aber stetig mehrte. Veränderung braucht eben Zeit.
Wie die Natur Zeit braucht, um den Magnolienbaum ein volles Blütenkleid anzulegen, so braucht auch der Heilige Geist Zeit, um verändernd zu wirken. Der Prozess des Blühens ist vergleichbar mit der Wirkmacht des Heiligen Geistes, der Zeit braucht, um seine wertvollen Früchte hervorzubringen.
Der Apostel Paulus nennt die Früchte des Heiligen Geistes: Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.
Wenn ich es mir allerdings recht überlege, scheint mir, dass die Früchte des Heiligen Geistes noch recht schlecht entwickelt und klein sind: Manche Menschen verlieren die Geduld, die Selbstbeherrschung und ihren inneren Frieden, weil sie meinen, das Wirken des Heiligen Geistes werde von allen, nur nicht von ihnen selbst boykottiert.
Anderen ist die Freundlichkeit, die Güte, ja sogar die Liebe abhandengekommen, weil sie ihren eigenen Geist schlichtweg zum Heiligen Geist erklärt haben und sich wundern, warum die anderen ihre vermeintliche Geistesfülle nicht erkennen wollen.
Wie bei der Magnolie beginnt alles ganz klein und unscheinbar. Vielleicht werde ich gar nicht bemerken, dass der Heilige Geist mich verwandelt, dass sich meine Glaubensknospe allmählich entfaltet und Frucht bringt.
Der Heilige Geist braucht uns, um das Angesicht der Erde zu erneuern und um Zeugnis für Jesus und seine menschenfreundliche Botschaft im Alltag abzulegen.
Sich gegenseitig stärken, wird immer wichtiger. Allein als Christ zu leben, kann ganz schön anstrengend sein. Von anderen Christen unterstützt zu werden, ist aufbauend und ermutigend. Das zu erleben ist Pfingsten!»