Fasten: Warum um Gottes Willen?

Mit dem Aschermittwoch beginnt in der katholischen Kirche die 40-tägige Fastenzeit. Zahlreiche Menschen fasten, Fasten ist gesund. Aber Fasten ist viel mehr als nur «Detox». Caroline Giovine, Seelsorgende in der Pfarrei St. Katharina (Zürich-Affoltern) mit hilfreichen Tipps für das Fasten nach katholischem Glauben.

Caroline Giovine, viele Leute Fasten im Stile einer Diät, mit dem Körper im Fokus. Was ist aber das christliche Fasten?
Das Fasten bereitet auf Ostern vor. Ostern konfrontiert uns mit dem Tod, aber auch mit der Auferstehung. In diesem Sinne ist Fasten eine «Einübung ins Loslassen». Den Blick weg von uns zu richten, hin auf die Bedürfnisse der andern und nach dem Willen Gottes zu fragen. Mit dieser Einstellung ist man «Pilger auf dem Weg ins Reich Gottes», wie es eine sehr schöne Formulierung benennt.

Muss ich mir vor dem Fasten ein Ziel setzen?
Man sollte sich zunächst fragen: Geht es mir nur um Selbstoptimierung, Glück durch Minimalismus, eine Neuausrichtung im Sinne verpasster Neujahresvorsätze? Oder geht es mir um das Glück anderer, eine Stärkung meiner Beziehungen und der Liebe? Es lohnt sich, das Ziel so konkret wie möglich zu formulieren, um zu wissen, was an die Leerstelle des Verzichts treten soll. 

Caroline Giovine, Seelsorgende St. Katharina (Zürich-Affoltern)

Braucht es eine Vorbereitung zum Fasten?
Man sollte das Fasten auf jeden Fall nicht unterschätzen – Heimweh nach dem Gewohnten ist immer stärker als die Liebe zum Besseren. Die Israeliten in der Wüste sehnten sich selbst als befreite Sklaven nach der heimatlichen Knechtschaft und den eingebildeten «Fleischtöpfen» Ägyptens zurück.

Viele rauchen oder trinken nicht, essen auch kein Fleisch. Was kann noch als Fastenmotiv dienen?
Für das christliche Fasten ist es hilfreich, den Verzicht immer mit Nächstenliebe und Gebet zu verbinden, damit man nicht nur den Verzicht im Blick hat, sondern auch das, was man damit gewinnen kann. Das schenkt Lebendigkeit.

Starten ist immer einfacher als Durchhalten. Ein Tipp?
In der Bibel gibt es gute Figuren, die uns wertvolle Anhaltspunkte dafür geben: Elija konnte in der Wüste 40 Tage fasten, weil er gestärkt losging und ein Ziel vor Augen hatte. Jesus hat das Fasten 40 Tage durchgehalten, weil er allen drei Versuchungen des Teufels Zitate aus der Heiligen Schrift entgegensetzen konnte. Mose konnte 40 Tage auf Nahrung verzichten, weil er auf dem Berg Sinai von der Gegenwart Gottes erfüllt war und kein Verlangen nach Nahrung hatte.

… gut, aber was hat das alles mit mir zu tun? Im Alltag?
Alle diese Figuren hatten vermutlich ein Bild vor Augen, welche Person sie durch die Hinwendung zu Gott werden möchten. Wir sollten uns nicht nur sagen: «Ich faste» oder «Ich verzichte», sondern: «Ich werde ein Mensch, der Gott gefällt», «ich werde eine Person, die etwas zu geben hat», «ich werde eine liebevolle Mutter», «Ich werde sein Pilger»…

Und wenn das nicht gelingt, gerade beim ersten Mal?
Einfach weiter versuchen! Israel sollte aus der Sklaverei Ägyptens heraustreten und Gottes heiliges Volk werden. Es hätte eigentlich von Ägypten ins gelobte Land nur 11 Tage gebraucht. Israel brauchte dann aber 40 Jahre. Also: Gott hat wahnsinnig viel Geduld mit seinen Leuten – nicht nur beim Fasten (schmunzelt).

Mögliche Fastenansätze

Am Mittwochabend schaue ich mir diesmal nicht meine TV-Serie an, sondern suche das Gebet. In der Kirche oder daheim.

Egal, was ich zu tun hätte, spiele ich stattdessen jetzt zwei Stunden lang mit meinen Kindern.

In der Mittagspause bete ich den Rosenkranz und esse nur, was ich mental und körperlich brauche.

Ich spreche so viel wie möglich mit Menschen und suche nach Möglichkeiten, um zu helfen.

Ich rufe abends mal wieder eine Freundin an, anstatt vor dem Handy zu hängen.

Ich tue täglich still und leise eine gute Tat oder bete jeden Abend für eine andere Person.

    

Zurück