Festtagsgottesdienst: 150 Jahre Mutterkirche

Als am 2. August 1874 nach der Trennung von der neuen Christkatholischen Kirche die Arme-Leute-Kirche St. Peter und Paul vor den Toren Zürichs – in Ausser-Sihl – eingeweiht wurde, hätte wohl kaum jemand von einem Jubeljahr 2024 zu träumen gewagt.

Bischof Joseph Bonnemain eröffnete mit einem Festgottesdienst das Jubeljahr «150 Jahre Kirche St. Peter und Paul» eröffnet. Gleich zu Beginn seiner Predigt würdigte er die Menschen des kraftvollen Anfangs. Dabei stellte er besonders heraus, dass Migrantinnen und Migranten nicht nur heute wesentlich zum Charakter dieser Pfarrei beitragen, sondern auch an ihrem Anfang stehen:

«Dass wir heute – nach 150 Jahren – hier Eucharistie feiern können, verdanken wir mehreren Generationen von Christinnen und Christen, die sich vor uns eingesetzt haben. […] Es waren Katholikinnen und Katholiken, die meist von auswärts kamen und unentgeltlich, für Gotteslohn und freiwillig den Anfang von dem, was wir heute erleben und uns zur Verfügung steht, ermöglicht haben.»

Und auch das Messgewand, das Bischof Joseph zum Gottesdienst trug, ist Teil der Aussersihler Kirchengeschichte: Es wurde 1924 zum 50. Geburtstag der Kirche gefertigt.

Der Haus-Chor «Cantus Peter und Paul» gestaltete zusammen mit dem Bläserquartett Züri Allegro und Martin Hobi, dem Luzerner Hochschullehrer für Kirchenmusik, an der Orgel unter der Gesamtleitung des Aussersihler Kirchenmusikers Udo Zimmermann, den Gottesdienst musikalisch.

Dieser endete mit der Uraufführung der Geburtstagshymne «150 Jahre Kirche St. Peter und Paul – Kirchesein im Heute», komponiert von Zimmermann mit Texten des Pastoralassistenten von St. Peter und Paul, Martin Conrad.

Die Strophentexte lesen sich wie ein Pastoralplan für die Pfarrei zwischen Bahnhof- und Langstrasse:

«Kirche-sein im Heute – von Gott getragen: Kinder, Alte, Männer, Frauen woll´n an einer Kirche bauen, die sich öffnet, nicht vermauert; alten Zeiten nicht nachtrauert. Die sich öffnet Jesu Botschaft, das Reich Gottes sucht und auch schafft, Alte, Junge fragt und zuhört. Ganz egal auch, wen wir lieben: Du Gott, bist uns treu geblieben. Grosser Gott, der Liebe ist.»

Worte, die verpflichten. Viel ist schon längst geschehen: Die soziale Arbeit hat in der Pfarrei einen hohen Stellenwert, «Incontro», der Verein der Langstrassenarbeit, erfährt finanzielle Unterstützung, die LGBTQI-Community feierte mehrere Male ihren Gottesdienst zur Gay Pride in der Aussersihler Kirche. Auch alte katholische Traditionen sind in St. Peter und Paul daheim – das Spektrum ist breit.

Aber natürlich gilt auch: 150 Jahre stolze Kirchengeschichte sind kein Ruhekissen. «Kirche sein, den Aufbruch wagen», wie es im Geburtstagslied heisst, muss das Motto bleiben.

(Text: Martin Stewen, Fotos: Aniela Lea Schafroth)

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