Der Sommer ist immer ein grosses Versprechen. Er lädt ein, Momente in den Tag einzubauen, die sonst keinen Platz haben. Und oft muss es gar nichts Spektakuläres sein. Menschen aus unserer Kirche stellen in der Sommerserie persönliche Momente vor. Heute: Thomas Münch, Seelsorger Predigerkirche (Zürich-Altstadt).
«Meinen typischen Sommer verbringe auf der kastillischen Hochebene bei brütender Hitze. So stellt man sich die staubige Steppe der «meseta» vor. Aber als bleichgesichtiger Nordeuropäer liebe ich es, tagsüber im Schatten eines Gartens oder unter einen Pinienbaum zu sitzen und mir die neueste spanische Literatur zu Gemüte zu führen. Die Bibliothekarin der Dorfbibliothek ist jeweils ganz begeistert, weil sich ihre Ausleihzahlen drastisch erhöhen.
Und wenn ich nicht gerade lese, dann pilgere ich. Ich bin täglich unterwegs auf dem «Camino de Santiago». Wenn ich geradewegs loslaufen würde, fehlen mir noch 469 km. Aber mein Sommertipp ist: keine Hektik, kein Stress – Innerlichkeit. So laufe ich meine Kilometer auf dem «camino» hin und her, zwischen Gartensitzplatz und Bäcker, zwischen Gartenbeiz am Fluss (wo der Stein übrigens steht), der Plaza mayor und der Kirche, deren Grundsteine aus dem 12. Jhdt. stammen: hier einen Schwatz, da ein Schwatz und natürlich die heimischen Weine geniessend (Weisswein aus Rueda und Rotwein von der Ribera del Duero).
Und in der Nacht? Gegen 20 h erreicht die Temperatur ihren Höchststand. Etwas später beginnt dann der zweite Pilgerweg, von Tapa zu Tapa.»