Maria Lourdes: «Mut, keine Angst haben zu müssen»

Unter den 23 Pfarreien der Stadt Zürich verfügt die Pfarrei Maria Lourdes (Zürich-Seebach) über eine Besonderheit: Die Lourdes-Grotte, eine Nachbildung der bekannten Marienwallfahrtsstätte in Frankreich. Martin Piller, Pfarrer in Maria Lourdes, über die Ausstrahlung der Grotte und was ihre spirituelle Botschaft für uns sein kann.

Jeden Tag pilgern zahlreiche Menschen zum «kleinen Lourdes in Zürich», unaufhörlich brennen die Kerzen in der Grotte. Wer sucht denn alles Maria auf?
Es sind Menschen der verschiedensten Nationen. Und es sind bei weitem nicht nur Katholiken*innen. Immer wieder erzählen auch evangelische Christen*innen, wie gerne sie hierher zum Beten kommen. Auch Hindus und Muslime fühlen sich zu Maria hingezogen. Ja, sogar Menschen, die sich von der Kirche entfernt haben, trifft man hier an.

Wie erklären Sie sich die ungebrochene starke Wirkung von Lourdes auf die Menschen?
Ich ahne, dass die Menschen in Maria die Urmutter suchen und finden, die sie liebt und der sie ihr Leben verdanken.

Martin Piller, Pfarrer in Maria Lourdes (Zürich-Seebach)

Was kann ein Mensch für eine Lourdes-Botschaft mit in den Alltag nehmen
Lourdes schenkt starken Symbole: Wasser, Licht, Fels. Allesamt weisen sie auf Christus hin. Dass die heilige Bernadette von Lourdes erst durch Kot und Schlamm graben musste, bevor sie auf die Quelle stiess, ermutigt Menschen, in ihrem Leben auf Grund zu gehen und ihre Lebens-Quelle freizulegen.

Vielen Menschen erinnern sich vor allem daran, dass Bernadette ihre Finger in die Flamme der Kerze halten konnte, ohne sich zu verbrennen.
Auch das ist ein starkes Zeichen. Es ermutigt Menschen, keine Angst zu haben vor ihrem Licht und ihrer Stärke und dieses Licht auch in die Welt zu bringen. Dass Bernadette sich von den weltlichen und kirchlichen Obrigkeiten nicht abhalten liess, immer wieder zur Grotte zu gehen und von ihren mystischen Erfahrungen zu erzählen, ermutigt Menschen, auf das zu hören und das zu tun, was sie in ihrem Herzen vernehmen und sich nicht von Mächtigen einschüchtern zu lassen.

Seit Jahrzehnten finden vor der Grotte sogenannte Pilgermessen statt. Was muss man sich darunter vorstellen?
Zu Beginn wird der Rosenkranz gebetet und es besteht die Möglichkeit zum Beichtgespräch. Am Donnerstag beginnt die Pilgermesse mit einem Lichtritual, das die Menschen an ihr Licht erinnert. Nach dem Evangelium besteht die Möglichkeit, sich in Gruppen den Segen Gottes zusprechen zu lassen. In der Pilgermesse vom 1. Sonntag des Monats können Menschen wie in Lourdes den Krankensegen mit der Monstranz empfangen. Jeder Pilgergottesdienst schliesst mit einer kleinen eucharistischen Anbetung und mit dem eucharistischen Segen.

Mit dem Ort Lourdes sind viele Geschichten von wahren oder auch nur vermeintlichen Wunderheilungen verbunden. Was glauben Sie? Gibt es Wunder?
Zahlreiche Votivtafeln an den Wänden der Grotte und in unserem Archiv zeugen davon, dass Menschen im Zusammenhang mit der Lourdes-Grotte eine hilfreiche Erfahrung gemacht haben. Ob das ein «Wunder» ist, hängt vom Sinn ab, die die Person diesen Erfahrungen zuschreibt – unabhängig von Konfession oder Religion.

Pilgermessen in Maria Lourdes

Pilger kommen am Donnerstag- und Sonntagnachmittag nach Zürich-Seebach zum Rosenkranzgebet (14.00 – 15.30 Uhr), für die Beichte (15.00 – 16.00 Uhr) und zur Messfeier mit Predigt (16.00 – 17.00 Uhr).

Am Donnerstag schliesst an die Messe eine Eucharistische Anbetung an (17.00 – 18.30 Uhr). Jeweils am 1. Sonntag des Monats wird am Schluss der Messe um den Krankensegen gebetet.

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