Bruder Klaus: Glaube für den Alltag mit all seinen Tücken

Niklaus von Flüh – oder „Bruder Klaus“ wie er im Volksmund genannt wird – ist der Schutzpatron der Schweiz. Am Donnerstag, 25. September, wird sein Gedenktag gefeiert. Manfred Kulla ist Leiter unserer Pfarrei Bruder Klaus (Zürich-Unterstrass) und erklärt Bruder Klaus‘ Bedeutung für uns im Jetzt.

Manfred Kulla, Bruder Klaus wurde 1417 im Flüeli Obwalden geboren. Das ist gefühlt eine Ewigkeit her. Was macht Bruder Klaus 2024 immer noch zu einer wertvollen Heiligenfigur für uns?
Bruder Klaus ist ein wertvoller Heiliger, weil für ihn der eigene Glaube eine Relevanz für seinen Alltag haben muss. Ich beobachte häufig, dass Menschen das Glaubensleben vom alltäglichen Leben trennen. Wenn aber mein persönlicher Glaube an einen liebenden Gott nicht sichtbar in meinem Handeln wird, bin ich als gläubiger Mensch unglaubwürdig.

Wofür lieben Sie Bruder Klaus persönlich?
Mir imponiert sein konsequentes Handeln, das auch vor dem Verzicht eigener Macht nicht Halt macht. Als er Zeuge von offensichtlicher Korruption einiger Richter wird, legt er aus Überzeugung seine politischen Ämter nieder. Diese Haltung wäre heute immer noch aktuell. Nur leider scheuen einige Politiker*innen sich davor, sich mit ihrer ganzen Person für ihre Werte einzusetzen. Der Wille zum Machterhalt ist manchmal stärker als die eigene Überzeugung …     

Von Bruder Klaus sind reiche Visionen verbrieft. Welche würden Sie zur Annäherung empfehlen?
Die Brunnen-Vision, denn sie zeigt, dass Bruder Klaus keineswegs weltfremd war, sondern die reale Lebenswelt der Menschen erkannte.

Wie ist sie zu verstehen?
Bruder Klaus sah einen riesigen Platz, auf dem viele Menschen sehr beschäftigt hin und herliefen und trotz ihrer vielen Arbeit arm und unglücklich waren. Denn nur wenige fanden den Weg vom Platz ins Innere eines Palastes, in dem ein lebensspendender Brunnen stand. So geht es doch manchmal auch uns: Wir mühen uns für materielle Dinge ab, aber spirituell und geistlich verhungern wir. Das hoffnungsvolle an dieser Vision ist, dass der Weg zum göttlichen Brunnen nicht versperrt ist: Die Türen stehen offen. Wir müssen nur unser «inneres» Auge öffnen, um diesen Weg zu sehen.       

Einsiedelei, Zelle des Bruder Klaus (15. Jahrhundert), Flühli Ranft (OW).

Sie sind Pfarreiverantwortlicher in Bruder Klaus. Wie soll der Namenspatron in der Pfarrei spürbar werden?
Wir versuchen eine Spiritualität zu leben, die nicht abgehoben und blutleer ist. Wir möchten vermehrt aufzeigen, dass Bruder Klaus kein Einzelkämpfer war, der einsam seinen Weg gegangen ist. Bruder Klaus hätte seinen Weg nicht gehen können, wenn ihn seine Frau Dorothea Wyss nicht unterstützt hätte. Ihre Bedeutung wollen wir ebenfalls entsprechend würdigen.

Gibt es ein Element der Festlichkeiten in Ihrer Pfarrei, das Sie hervorheben möchten?
Der Cantamus Chor Bruder Klaus/Guthirt wird an unserem Patrozinium, 29. September 2024 Ausschnitte aus der Dorothea Kantante des jungen Nidwaldner Komponisten Joel von Moss singen.

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