Pfingsten: «Der Heilige Geist bringt uns in Bewegung»

Was hat Pfingsten mit unserem Alltag zu tun? Christoph Rottler, Seelsorger in der Pfarrei St. Theresia in Zürich-Friesenberg, spricht im Interview über die spirituelle Kraft des Heiligen Geistes, stille Erneuerung und den Mut, offen durchs Leben zu gehen.

Christoph Rottler, was bedeutet Pfingsten für Sie persönlich – über die kirchliche Feier hinaus?
Christoph Rottler: Für mich ist Pfingsten das Fest des Aufbruchs und der inneren Erneuerung. Der Heilige Geist kommt nicht als fertige Antwort, sondern als Kraft, die uns in Bewegung bringt. Im Alltag heißt das: nicht auf den perfekten Moment warten, sondern sich mit Vertrauen auf den Weg machen – auch im Kleinen, in einem Gespräch, einer Entscheidung oder im Mut, etwas zu verändern.

Der Heilige Geist ist für viele ein eher abstrakter Begriff. Wie kann man ihn im eigenen Leben erfahren?
Christoph Rottler: Der Heilige Geist wirkt oft leise – in Momenten der Klarheit, der Versöhnung oder wenn plötzlich neue Perspektiven entstehen. Ich erlebe ihn auch in der Gemeinschaft, wenn Menschen einander zuhören, sich gegenseitig stärken. Es geht darum, sensibel zu werden für diese unscheinbaren Impulse und sie nicht gleich «wegzuerklären».

Christoph Rottler, Seelsorger in St. Theresia (Zürich-Friesenberg)

Was könnte Pfingsten uns in einer Zeit sagen, die oft von Erschöpfung und Ungewissheit geprägt ist?
Christoph Rottler: Pfingsten sagt: Du bist nicht allein. Gerade in Zeiten der Erschöpfung schenkt der Geist Gottes einen Atem – im wahrsten Sinne. Es ist ein Fest des Lebens, das uns einlädt, neu zu vertrauen: auf Gott, auf die Mitmenschen, auf das Leben selbst. Dieser Geist macht uns nicht blind für die Realität, aber er schenkt Hoffnung, die trägt.

Wie kann man den Pfingstgedanken konkret im Alltag leben – auch jenseits der Feiertage?
Christoph Rottler: Indem man offen bleibt für das, was kommen will. Pfingsten ist kein einmaliges Ereignis, sondern eine Haltung: sich führen lassen, zuhören, wo jemand eine Stimme braucht, die ihn ermutigt. Vielleicht beginnt der Pfingst-Alltag damit, dass ich morgens frage: «Wo willst Du heute durch mich wirken, Gott?» – und dann aufmerksam bleibe.

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