Vom Bürgerkrieg an der Elfenbeinküste zur Pfarrei St. Peter und Paul (Zürich-Aussersihl): die bewegende Geschichte von Désiré Bene, der als ehemaliger Flüchtling nun als Sakristan in der Zürcher Mutterkirche arbeitet – und auf der Titelseite des «Katholischen Jahresspiegels 2024» zu sehen ist.
Die Geschichte von Désiré Bene ist tief berührend und zeigt, wie selbst in den dunkelsten Momenten des Lebens Hoffnung neu aufblühen kann. 1998 geboren, wuchs er in Abidjan, der Hauptstadt der Elfenbeinküste (Côte d’Ivoire), auf. Mit nur 13 Jahren erlebte er den Verlust seiner Eltern während des Bürgerkriegs und der politischen Unruhen, die das Land erschütterten. Als Sohn eines Oppositionspolitikers war Désiré gezwungen, das Land zu verlassen, um sein Leben zu retten.

Er fand Hilfe, um nach Libyen fliehen zu können, und hoffte, Sicherheit zu finden. Doch auch dort holten ihn der Krieg und die politischen Konflikte ein: 2011 brach in Libyen der Bürgerkrieg aus, erneut war Désiré gezwungen zu fliehen.
Die Reise führte ihn über Algerien nach Marokko, wobei die gefährliche Schlepper-Route selbst eine tödliche Bedrohung darstellte. Doch Désiré hatte keine Wahl und auch keine Angst mehr, denn: «Ich dachte, meine Geschwister seien bei den Unruhen zu Hause ums Leben gekommen. Ich hatte nichts mehr zu verlieren – wenn ich sterben würde, würde es niemanden interessieren …» Erst Jahre später erfuhr er über Facebook, dass seine Schwestern überlebt hatten.
In Spanien arbeitete Désiré auf Gemüse- und Obstplantagen – harte Arbeit bei niedrigem Lohn, nur vier Euro pro Stunde. Doch er sparte, um weiterzukommen. Das Ziel war ein Land, in dem er die Sprache verstehen würde: Frankreich. Doch die Flüchtlingssituation dort war von sozialen und politischen Spannungen geprägt, also setzte er seine Reise fort – die Schweiz sollte sein Ziel werden.
Im August 2015 erreichte er schliesslich die Schweiz, doch der Schock folgte bald: Er wurde nicht nach Genf, sondern nach Embrach in der Deutschschweiz geschickt. Deutsch war eine weitere Herausforderung, die er meistern musste. Mit der Aufenthaltsbewilligung «N» für Flüchtlinge konnte er erste Arbeitseinsätze leisten.
Die Aufnahme im Flüchtlingsheim der AOZ in Zürich-Wipkingen war der nächste Schritt. 2018 erlangte er die Aufenthaltsbewilligung «F». Endlich konnte er in seinem neuen Leben Fuss fassen.
In der Pfarrei St. Katharina (Zürich-Affoltern) absolvierte er von 2020 bis 2022 die Lehre als Unterhaltspraktiker EBA. Im Dezember 2023 stiess Désiré zur Pfarrei St. Peter und Paul und absolvierte zusätzlich die Ausbildung zum Sakristan. Deutschkurse gaben ihm schliesslich die nötige Sicherheit, um sich weiter zu integrieren und neue Perspektiven zu ergreifen.
Seine Reise, die in Abidjan begann, führte ihn nicht nur in ein friedlicheres Leben, sondern ermöglichte ihm auch, eine neue Existenz aufzubauen. Heute ist Désiré Bene 27 Jahre alt – ein Mann, der in jungen Jahren bereits mehr erlebt hat als andere in einem ganzen Leben. Er hat schwierige Momente der Verzweiflung und der Angst überstanden, doch er ist dankbar: «Gott ist alles. Gott hat mir immer geholfen.»
Im Juni erwartet Désiré mit seiner Frau die Geburt ihres Sohnes – ein wunderbares Symbol der Hoffnung.