Veranstaltungstipp: «Wie geht Zuhören» – dargebotene Hand

Die schweizweite Notrufnummer 143.ch (Dargebotene Hand) wird von Tausenden von Menschen in der Schweiz in Anspruch genommen. Eine Veranstaltung in der Paulus Akademie gibt einen Einblick in die Arbeit von 143.ch und fragt auch: Wie geht richtiges Zuhören.

Teilnehmer am Podium ist auch Matthias Herren. Er ist der Geschäftsleiter von 143.ch in der Region Zürich (Bild).

Matthias Herren, 32’000 Anrufe gehen jährlich in der Region Zürich bei der dargebotenen Hand ein – fehlen vielen Menschen Bezugspersonen, die Ihnen zu hören?
Da gibt es drei Gruppen von Anrufende: Die erste Gruppe von Menschen haben niemanden, der ihnen zuhört. Die zweite hat nicht die geeigneten Menschen, die sie fürs Zuhören brauche, und die dritte Gruppe verfügen sozial zwar über ein gutes Umfeld, doch sie «verkacheln» es regelmässig mit ihren Menschen, die ihnen nahestehen. Wir füllen bei allen eine Lücke, die es offenbar braucht.

Was ist Ihre Erfahrung, was die Anrufenden und ihre Themen anbelangt: Gibt es Probleme, die wir in der lauten Gesellschaft all zu leicht bei unseren Mitmenschen überhören?
Es ist meist das Alltägliche und Unspektakuläre, das man mit jemanden teilen will. Für Notfälle gibt es viele und gute Stellen. Doch wir Menschen brauchen auch jemandem, dem wir erzählen können, was ich zu Mittag gegessen habe und dass ich diese Nacht anderthalb Stunden wachgelegen bin. Der Drang, mit jemandem sprechen zu können, muss nicht immer aus einem thematischen Notfall kommen. Oft ist es eine Einsamkeit, die drückt.

Dabei ist unsere Gesellschaft zumindest vordergründig so austauschfreudig wie noch nie. Verändern die Kommunikationsmittel im Endeffekt unsere Fähigkeit zu zuhören?
Wir sind heute auch wegen der sozialen Medien sehr vielen Reizen ausgesetzt und müssen. Dazu kommt, dass die Selbstdarstellung einen grossen Stellenwert hat. Wir müssen uns daher zum einen bewusst Zeit fürs Zuhören nehmen. Zum anderen ist es wichtig, bewusst für das Gegenüber dazu sein, ohne gleich seine eigene Geschichte loswerden zu wollen.

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